Prag (Tschechische Republik)
Osteuropa I

Sonntag, 8. Juni 2014

Im letzten Herbst haben mein Freund und ich eine kleine Osteuropatour mit der Bahn gemacht: 8 Hauptstädte in 18 Tagen. Das war schon sehr sportlich und teilweise echt abenteuerlich, aber es war toll. Wir haben so viel gesehen und erlebt, so viele neue Eindrücke und Erinnerungen gesammelt und eine Menge toller Menschen kennen gelernt. Zuggegeben, wir haben mehr rumgeknipst als wirklich fotografiert und dadurch viele schräge Fotos gemacht, die wohl nicht so wirklich Blog geeignet sind. Aber es waren so schöne drei Wochen, dass ich die einfach noch mit euch teilen möchte :o)

Am 19. September 2013 ging's los - am Geburtstag meiner Mama. Ich weiß, eigentlich hätten wir lieber zusammen mit ihr feiern sollen, aber durch die Arbeit ließ sich der Urlaub leider nicht anders legen. Mama hat mich dann sogar noch zum Bahnhof gefahren, denn gegen 14 Uhr fuhr mein Zug von Limburg nach Nürnberg. Dort habe ich mich mit meinem Freund getroffen, der schon früh morgens aus Hamburg angereist war. Er hatte noch genügend Zeit sich Nürnberg anzuschauen, ich hingegen kam leider erst kurz vor der Weiterfahrt mit dem Bus nach Prag in der mittelfränkischen Stadt an. Deshalb war ich auch erst wieder richtig entspannt, als wir schließlich im db-Bus saßen, denn meine größte Sorge war es, dass wir den Bus verpassen und nicht rechtzeitig nach Prag kommen würden.



Den Bus kann ich übrigens sehr empfehlen: bequeme Sitze, angenehme Temperatur, es gibt Snacks und Getränke (die man allerdings extra zahlen muss), die Toilette ist recht sauber und (man mag es kaum glauben) der Bus kam super pünktlich in der tschechischen Hauptstadt an. Da wir vom Bahnhof aus mit der Metro fahren mussten, brauchten wir erstmal tschechische Kronen, die man - wie wir schnell lernten - dort nur zu einem miserablen Kurs eintauschen kann, denn es gingen fast 25% mal eben verloren. Da haben wir uns ganz schön geärgert, was natürlich nicht unbedingt der beste Start für unsere Tour war. Auch mit dem Ticketkauf waren wir zu Beginn etwas überfordert. Ertauscht hatten wir nämlich nur Scheine, der Automat nahm aber nur Münzen und in den Läden/Kiosken wollte unverständlicherweise keiner Scheine in Münzen wechseln. Da standen wir etwas überfragt da, bis uns eine Kioskbesitzerin fragte, warum wir das Geld denn eigentlich tauschen wollten. Danach war uns dann geholfen, denn in Tschechien kann man an den Kiosken problemlos Tickets kaufen, was wir dann auch taten.

Unsere Unterkunft für Prag hatten wir schon von Deutschland aus gebucht. An der ersten Station wollten wir einfach direkt ein Bett haben und nicht erst suchen müssen. So haben wir bei einer sehr netten Globetrotterin über Airbnb ein Zimmer gebucht. Sie wohnte zwar etwas außerhalb der Innenstadt (an der Endstation der gelben Linie, nahe von "Černý Most"), aber als ich die Anzeige gesehen hatte, wollte ich unbedingt dort hin. Zum Glück hatte mich mein erster Eindruck da auch nicht getäuscht, Martina war wirklich sehr nett und gastfreundlich und auch das Zimmer war super und sehr günstig.

Am ersten Abend haben wir nicht mehr viel gemacht, weil wir doch recht spät angekommen sind. Martina hat uns aber noch ein paar Tipps gegeben, von denen der beste die Free-Tour war - eine kostenlose Stadtführung, bei der man an die Hotspots der Stadt geführt wird, etwas über den Ort und die Geschichte erfährt und am Ende ein Trinkgeld gibt. Wie fundiert die Infos dabei sind, weiß ich natürlich nicht, aber es war trotzdem eine gute Gelegenheit in kurzer Zeit einen Eindruck von der Stadt zu bekommen - was bei unserem straffen Reiseplan durchaus von Vorteil war.

Die Free-Touren starteten am Old-Town-Square, dem Marktplatz der Altstadt. Dort war immer ein reges Treiben, es fanden sich kleine Büdchen, die Touristensouvenirs oder Prager Schinken verkauften, an anderer Ecke standen Seifenblasenmacher, die die Menschen an ihre Kindheit erinnerten, gleich daneben vollführten Breakdancer ihre akrobatischen Übungen - alles umrahmt von schönen Kirchen, reich verzierten Häusern (teilweise mit atmosphährischen Arkaden) und einer Menge Geschäfte und Restaurants.

Vor der St. Nikolaus-Kirche am Old-Town-Square
Die Týnský chrám (Teynkirche) mit den beiden Türmen "Adam und Eva" am Old-Town-Square
Riesige Seifenblasen am Old-Town-Square - so schöne Kindheitserinnerungen

Ich weiß nicht mehr genau, an welchem Tag wir was gemacht haben, aber irgendwie waren vier Tage doch mehr als ausreichend um einen Eindruck von Prag zu bekommen - am letzten Tag wussten wir schon gar nicht mehr genau, was wir machen sollten. Das wiederum lag vielleicht aber auch daran, dass wir uns keine Schlösser, Museen oder ähnliches von Innen angeschaut haben. Aber es war vielleicht auch ganz gut, um sich für den Anfang erstmal auf die Reise einzustimmen.

Vom Old-Town-Square sind wir über die bedeutende Karlův most (Karlsbrücke) auf die andere Seite der Moldau gelangt, wo wir durch die niedlichen Gässchen bis hoch zur Prager Burg mit dem Veitsdom gelaufen sind.

Blick auf die Karlsbrücke
Kurz hinter der Karlsbrücke tummelten sich viele Touristen in den kleinen Gässchen
Fast geschafft! Kleine Pause zwischendurch, denn bis zur Prager Burg muss man eine Menge Treppen steigen.

Oben angekommen waren wir erstmal etwas aus der Puste - wir sind ja nix gewöhnt ;o) -, haben uns kurz ausgeruht und das Brautpaar beobachtet, das sich an gefühlt jeder Stelle vor diesem wunderbaren Panorama ablichten ließ. Nach der kurzen Pause sind wir erstmal in die große Gartenanlage gegangen, wo unser kleiner "Wall-E" die ganze Zeit fleißig den Rasen mähte. Von hier aus hatte man tatsächlich den schönsten Blick über die Stadt - super schön!

"Wall-E" - einen so gut gemähten Rasen hab' ich noch nie gesehen ;o)
Blick nach Westen
Blick nach Süd-Westen
Blick nach Süden
Die schöne Aussicht genießen :o)

Nach dieser tollen Aussicht haben wir uns dann aber doch noch mal in Richtung Prager Burg und dem Veits-Dom gemacht. Davor ist auch noch ein Museum, das selbst schon wie ein kleines Schlösschen aussah, welches es war, weiß ich aber leider nicht. Der Dom im gotischen Stil allerdings sieht sehr beindruckend aus - sowohl außen als auch innen. Da fühlt man sich ganz schön klein, wenn man daneben steht.

Das Museum vor Prager Burg - ein schöner Bau
Ein nettes Ensemble: Die Prager Burg und der Veits-Dom von der anderen Seite
Sieht der Veitsdom so nicht irgendwie dramatsich aus?

An einem Tag sind wir auch mit der Standseilbahn auf den Hügel Petřín (Laurenziberg) gefahren. Die Schlange vor der Ticketkasse war nicht ganz kurz, aber es ging recht schnell und die Fahrt war auch ganz schön, obwohl es fast wie Busfahren war. Aber ist es nicht immer schön mal mit einem nicht alltäglichen Verkehrsmittel irgendwo hin zu fahren?! :o) Oben angekommen erwartete uns erstmal ein sehr schöner kleiner Garten mit super vielen Blumen - das sah so schön farbenfroh aus!

Dort oben gab es ansich schon einiges zu sehen und zu machen, das meiste ist aber nicht ganz günstig, zumindest für das, was einem dafür geboten wird. So sind wir einfach nur ein bisschen auf dem Hügel herumgelaufen, haben den Aussichtsturm Petřín bewundert, der 1891 tatsächlich als verkleinerte Version des Eiffelturms gebaut wurde - wär mir so gar nicht aufgefallen ;o) - und uns die St.-Laurentius-Kirche angeschaut. Alles aber mehr durch Zufall, denn wir sind etwas blauäugig dorthin gefahren und haben uns einfach treiben lassen. So haben wir sicher einiges verpasst, aber bestimmt auch vieles gesehen, was uns sonst gar nicht aufgefallen wäre.

Als wir auf dem Petřín-Hügel lange genug rumgelaufen sind, haben wir uns zu Fuß wieder zurück in Richtung Altstadt gemacht - über eine laaange Treppe. In Prag gibt es übrigens eine Menge langer Treppen. Wenn man hier wohnt, braucht man wirklich kein Fitness-Studio :o)

Irgendwie wollten an diesem Tag alle Seilbahn fahren ;o)
Auf dem Hügel hinter dem Seilbahn-Bahnhof war gleich ein schöner Blumengarten ...
... mit vielen weißen Bänken, auf denen man das Treiben drum rum sehr gut beobachten konnte.
Es war eine sehr schöne Anlage dort oben, auch wenn das Wetter alles etwas trister machte.
Egal in welche Richtung man ging, überall gab' es was zu sehen.
Besonders den Mini-Eiffelturm fanden wir sehr süß :o)
Von der St.-Laurentius-Kirche haben wir eher ein Pseudo-Ich-war-hier-Foto gemacht, wirklich angeschaut haben wir sie ehrlich gesagt gar nicht.
Treppen, Treppen, Treppen - überall ging's Stufen hoch und wieder runter. Irgendwie fand ich das aber toll!

Auf unserem Weg zurück in die Altstadt sind wir dann ganz fernab der Touristenwege im Botschafterviertel gelandet. Da wir von hinten kamen, haben wir ein kleines, unscheinbares Tor in einer Mauer entdeckt, an dem irgendwas von wegen Deutsche Botshaft stand. Schräg über die Straße sahen wir dann (ich glaub') die italienische Botschaft und haben uns sehr gewundert, wie repräsentativ die ist und warum Deutschland nur ein kleines Minitürchen hat. Ein paar Schritte weiter klärte sich aber auch das auf: Die Deutsche Botschaft war mehr als nur repräsentativ, sie war riesig! Wir standen wohl zuerst nur an einem kleinen Hintereingang :o)

Vom Petřín-Hügel ging's von hinten ins Botschafterviertel. Ähnlich wie das Tor links, nur viel kleiner, sah für uns anfangs die Deutsche Botschaft aus :o)
Die Gässchen hier waren auch sehr urig, weil klein, ruhig und mit schlichten, aber sehr schönen Häusern.
Letztlich war die Deutsche Botschaft doch so groß, dass sie nicht mal annähernd wirklich auf das Foto passte ;o)

Ich weiß nicht wie, aber irgendwie sind wir dann am Prager Nationalmuseum gelandet. Auch das sieht wieder eher aus wie ein kleines Schloss. Es ist schon echt beeindruckend wie pompös die Bauten hier zum Teil sind. Vor dem Museum stand ein dreistöckiger Springbrunnen, der wirklich was hermachte. Sah irgendwie schön aus und wirkte sehr beruhigend. Das Museum war übrigens auch einer der Endpunkte des Wenzelplatzes, ein Platz, der eigentlich viel eher eine Prachtstraße ist - immerhin ist er 750m (!) lang und 60m breit - schon bombastisch! Am anderen Ende gab es viele kleine Büdchen, die wieder viel Touristenkram, aber auch ein paar andere schöne Sachen verkauft haben. Auf diesem Platz ist übrigens eine Menge los, z.B. war da auch ein junges Pärchen, was sich dehnte, als wir vorbei kamen. Auf einmal machten sie Musik an und tanzten einen wirklich heißen Tango mit akrobatischen Elementen - einfach klasse!

Das Prager Nationalmuseum - ein riesiger Bau, der an einem Ende des Wenzelsplatzes trohnt.
Natürlich mussten wir uns auch vor dem wohl ganz typischen Tourimotiv ablichten ;o)
Mitten auf dem Wenzelsplatz. Die Sonne hat ausnahmsweise geschienen und ganz schön geblendet :o)

Natürlich haben wir uns auch noch den Fernsehturm angeschaut. Allerdings war die Aussicht hier nicht so wirklich toll, weil man nur auf die "schöne Seite" durfte, wenn man im Restaurant essen wollte. Wenn man wie wir nur einen Kaffee trinken möchte, muss man sich eben mit einem Ausblick in die nicht so interessante Richtung abgeben.

Der Prager Fernsehturm sieht ganz speziell aus, irgendwie ein bisschen futuristisch und überall krabblen komische Figuren hoch.
Unser Blick vom Fernstehturm aus

Irgendwo auf dem Weg zu unserer U-Bahn-Station sind wir dann auch noch an einer bunten, temporären Mauer vorbei gekommen. Ein bisschen gewundert haben wir uns schon, was die mitten in der Fußgängerzone macht. Die Erklärung war dann aber ganz einfach: Man kann einen von diesen Ziegelsteinen kaufen, ihn bemalen und dazu stellen. Später bilden diese Steine dann den Sockel für ein Gebäude, dass als Werkstatt für Behinderte dient, in der diese Mixed Pickles oder sowas abfüllen. Eigentlich also ein ganz nettes Projekt und deshalb haben wir da gleich mal mitgemacht :o)

Fleißig im Ziegel bemalen
Kein Meisterwerk, aber es hat Spaß gemacht - und am Ende hat der Ziegel (neben einigen anderen) sogar einen Ehrenplatz im Malhäuschen bekommen :o)

Eigentlich wollte ich euch auch noch von den mega langen Rolltreppen in den U-Bahn-Stationen erzählen, von den vielen Straßenkünstlern, die zum Teil wirklich super waren, von dem kleinen Park, den wir auf dem Rückweg vom Fernsehturm noch entdeckt haben, vom KGB-Museum, das mit "just facts" wirbt oder dem netten Kochabend mit unserer Gastgeberin. Der Artikel ist jetzt aber schon viel länger geworden als gedacht und es sind auch schon eine Menge Fotos drin, die wirklich nicht gut sind, aber doch vieles zeigen, dass ich das jetzt einfach mal unter den Tisch fallen lasse.

Weiter ging unsere Reise ins slowakische Bratislava - das erzähle ich euch aber in einem anderen Post. Ich wünsche euch noch einen schönen Pfingstsonntag! :o)

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