Short Stories | No. 2 // Freundschaft

Mittwoch, 21. Mai 2014

Das Februarthema von Bines (was eigenes) und Andreas (jolijou) Projekt Short Stories dreht sich rund um Freundschaft.

Ich finde es ist ein schweres Thema, weil Freundschaft ziemlich zerbrechlich sein kann. Mit meiner besten Freundin aus Kindertagen (Katrin) bin ich nach wie vor befreundet, auch wenn wir sehr weit auseinander wohnen. Kennengelernt haben wir uns schon als wir mit dem Laufen anfingen, denn unsere Eltern haben nur vier Häuser auseinander gewohnt und die Gärten grenzten sogar direkt aneinander. Einmal hat sich Mama gefragt, wo ich geblieben bin. Opa, Oma und Papa dachten alle ich sei bei Mama, Mama wiederum dachte, ich sei bei den anderen. Nach kurzem Suchen fanden sie raus, dass ich mich durch eine kleine Lücke zwischen zwei Zaunpfosten in Katrins Karten geschlichen habe, um mit ihr zu spielen. Schade, denn nachdem sie es rausgefunden hatten, wurde die Lücke geschlossen - eigentlich hätten sie sie auch offen lassen können, sie wussten dann ja wo ich war.

Katrin und ich haben fast jede freie Minute zusammen gehongen. Wir haben viel gelacht, geredet, Blödsinn gemacht ... sehr lustig waren immer unsere Kassetten und später Videos, die wir aufgenommen haben. Heute sind sie nur noch albern, aber damals haben wir uns darüber kringlig gelacht. Als wir etwa 15 waren, sind wir immer mit ein paar Mädels in die Eishalle gefahren. Heute macht mir das ständige Kreise ziehen nicht mehr so viel Spaß wie früher, aber damals lag die Motivation auch mehr bei den Jungs, die wir dort getroffen haben. An einem Samstag wollte Katrin partout nicht in die Eishalle, ich aber unbedingt. Ich hab' sie dann mit meiner ganzen Überredungskunst doch dazu gebracht mit zu kommen und genau an diesem Tag hat sie ihren heutigen Mann kennen gelernt.

Danach hatte sie dann leider erstmal nicht mehr so viel Zeit für mich - einerseits verständlich, andererseits hat mich das damals ziemlich getroffen. Immer musste sie erst ihren Freund fragen, ob sie an dem ein oder anderen Tag Zeit hat und es gab auch kaum mehr wirkliche Mädelsabende, meist war er mit dabei - das war alles nicht so gut. Aber trotzdem hat unsere Freundschaft irgendwie auch diese Hürde gemeistert, auch wenn es hier und da ein paar Blessuren gab. Bei ihrer Hochzeit vor mittlerweile fast neun Jahren hat sie sich sehr von ihrer Familie beeinflussen lassen, was sie sich aber nicht hat nehmen lassen war, dass sie mir ihr Brautkleid vor der Hochzeit zeigen wollte und dass ich als einzige außerhalb der Familie bei der standesamtlichen Trauung dabei sein sollte. Die Verbundenheit war oder ist also immer noch irgendwie da.

Als es mir dann mit einem Exfreund mal richtig schlecht ging, hat sie sich Tage, Wochen und sogar Monate immer wieder die gleichen Geschichten von mir angehört, ohne zu murren. Ihr muss es wirklich aus den Ohren raus gekommen sein, aber sie war einfach für mich da und dafür bin ich ihr sehr dankbar. Heute wohnen wir wie gesagt leider über 500 Kilometer voneinander entfernt und wir telefonieren auch nicht sehr regelmäßig. Aber wenn wir miteinander telefonieren oder uns mal wieder treffen, ist es immer so, als wäre keine Zeit vergangen und das ist wunderbar! Am liebsten hätte sie es natürlich, dass ich wieder in Richtung Heimat ziehe - anstatt immer weiter weg. Nicht nur einmal hat sie mir deshalb schon ein Stellenangebot unterbreitet, auf das ich mich doch mal bewerben könnte - einfach nur, damit wir wieder näher beieinander sind, uns öfter sehen und wie früher (fast) alles zusammen machen können. Schön wär's schon, aber man kann leider nicht alles haben.

Neben Katrin hab' ich natürlich auch noch andere Freunde, aber die wirklich guten, die mich kennen und bei denen Zeit und Entfernung keine Rolle spielen, kann ich an zwei Händen abzählen. Sylvie zum Beispiel ist auch eine meiner Freundinnen, die ich schon im Kindergarten kennen gelernt habe. Dass wir viel zusammen gemacht haben, hat sich dann aber erst später entwickelt. Sylvie ist ganz anders als Katrin, aber auch das passt. Als sie für einige Zeit auf den Philippinen gelebt hat, wollte ich sie dort besuchen, aber allein hatte ich irgendwie doch ein bisschen Schiss. Ich weiß überhaupt nicht mehr warum, aber aus irgendeinem Grund hab' ich Ende 2011 mit Sylvies Schwester Kerstin telefoniert und dabei kamen wir spontan drauf, dass wir doch einfach zusammen auf die Philippinen fliegen könnten. Gesagt getan, der Flug wurde ganz schnell gebucht und Ende Januar 2012 sind wir einmal um die halbe Erde geflogen. Wir haben beide unsere Ecken und Kanten und waren zeitweise auch etwas genervt voneinander, aber - und das war das tolle - wir konnten uns das alles offen und ehrlich sagen, ohne dass der andere eingeschnappt war und das hat uns irgendwie zusammen geschweißt.

Auch die beiden sehe ich nicht oft. Sylvie wohnt seit gut einem Jahr mit ihrem Freund in der Nähe von Düsseldorf, Kerstin ist im März zu ihrem Freund nach Stuttgart gezogen - genau zu dem Zeitpunkt, als ich nach Hamburg gegangen bin. Aber auch bei den beiden ist es so, dass es egal ist, wie oft wir uns sehen oder wie häufig wir miteinander sprechen. Wenn wir uns sehen ist es einfach ganz toll und unkompliziert. An Pfingsten kommen Sylvie und ihr Freund übrigens nach Hamburg - darauf freue ich mich schon sehr!



Dann gibt es da noch Sandro und Emu. Sandro hab' ich 2004 während eines THW-Lehrgangs kennen gelernt. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, obwohl er ganz anders ist als ich. Aber es war einfach so leicht sich mit ihm zu unterhalten. Irgendwann hat er mir dann von Emu erzählt, den er zwischendurch kennen gelernt hat. Er war sich nicht sicher, ob der wirklich eine Beziehung will und all das - in der Zeit haben wir viel geredet und ich hab' ihn ermutigt. Im Dezember 2012 haben die beiden in Kanada geheiratet. Witzig ist auch, dass ich mich mittlerweile mit Emu fast noch ein bisschen besser verstehe als mit Sandro. Emu hat einfach einen so unglaublich schrägen und trockenen Humor, den ich einfach liebe. Die beiden wohnen seit letztem Jahr in Unna, also auch nicht direkt um die Ecke, aber auch hier herrscht irgendwie ein ganz besondere Freundschaft zwischen uns und das finde ich schön.

Während meiner Zeit in Stuttgart habe ich ein paar ganz liebe Freundinnen kennen gelernt, wobei ich mit Johanna am meisten gemacht habe. Vielleicht auch, weil wir beide eine Fernbeziehung hatten/haben, was ja auch irgendwie verbindet. Aber im Grunde verstehen wir uns einfach gut und ich kann mich auf sie verlassen. Mit Patricia hat es auch einfach gepasst, wir haben beide gerne und viel geschnattert und haben uns irgendwie zusammen gerauft. Und auch wenn wir das ein oder andere Mal auch mal aneinander gerasselt sind, waren wir nie lange sauer aufeinander. Monja kam am Ende noch dazu und hat gut zu unserem Dreiergespann gepasst. Die Mädelsabende waren zwar leider selten, aber dafür umso lustiger. Und diese drei sind auch die, wegen denen mir der Umzug nach Hamburg schwer viel, denn ich vermiss die drei schon ganz schön. Aber auch Juli, die ich ganz zu Beginn meiner Stuttgartzeit kennen gelernt habe, fehlt mir. Letztes Jahr im Sommer hat sie einen Sohn bekommen und ich hab' es seitdem nicht einmal geschafft sie zu besuchen. Ich hoffe, dass ich das ganz bald nachholen werde, jetzt wo ich bewusst hinfahren muss, um sie zu treffen.

Der Freund, der am weitesten weg wohnt, ist Geoff. Er lebt in Pitsburgh und ich hab' ihn während meines Studiums und der Arbeit am "Solar Decathlon" kennen gelernt. Wir haben uns sogar später noch mal in Berlin getroffen. Es ist lustig, wir haben uns jetzt bestimmt seit gut neun Jahren nicht mehr gesehen und schreiben auch nur sporadisch alle paar Monate (wir nehmen uns immer vor uns öfter zu schreiben, aber dann kommt doch immer der Alltag dazwischen). Aber trotz dieses spärlichen Kontakts verstehen wir uns nach wie vor gut und erzählen uns auch viele ganz private Dinge, die man vielleicht nicht jedem Hinz und Kunz erzählen würde. Ich freu mich auch sehr darauf ihn irgendwann bald mal wieder zu treffen.

Ein ganz besonderer Mensch ist auch Markus, den ich vor einigen Jahren bei einer THW-Veranstaltung kennen gelernt habe, bei der ich in Sachen Öffentlichkeitsarbeit unterwegs war. Wir haben uns von Anfang an so gut verstanden, dass man glauben konnte, wir würden uns schon immer kennen. So extrem hab' ich das bisher noch nie erlebt, aber die Wellenlänge stimmte einfach. Von ihm höre ich mit am wenigsten, vielleicht sogar nur einmal im Jahr, aber trotzdem war und ist er irgendwie eine Art Anker in meinem Leben - was mir auch sehr viel bedeutet.

Es gibt natürlich noch andere Freunde, mit denen ich mich auch sehr gut verstehe, die ich sehr gern mag, bei denen die Verbindung aber nicht ganz so eng ist - trotzdem vermisse ich sie. Früher fand ich es immer schade, dass ich so wenig Freunde habe, die einfach mal spontan mit mir weg fahren würden oder mit denen ich so eng verbunden bin, wie mein Bruder oder mein Exfreund - da würde jeder sofort springen, wenn einer von den anderen ruft (zumindest kam es mir immer so vor). Aber im Grunde ist das gar nicht schlimm. Ich hab' gemerkt, dass meine Freundschaften einfach nur anders sind, aber nicht weniger wichtig oder schlechter. Wenn es wirklich drauf an käme, könnte ich mich auf meine Freunde verlassen und ist es nicht das, was eine Freundschaft aus macht?

Ich hoffe, dass ich auch in Hamburg noch eine Freundin finde, mit der ich mich einfach blind verstehe und durch dick und dünn gehen kann. Denn was ich auch festgestellt habe ist, dass man überhaupt nicht nur eine beste Freundin haben muss. Warum soll man sich da festlegen und kann nicht einfach drei oder vier beste Freunde haben? Anfangs hatte ich da manchmal sogar ein schlechtes Gewissen, aber das ist ja wohl der größte Blödsinn, den man sich vorstellen kann. Gute Freunde sind sehr viel wert und man sollte ihnen auch immer wieder zeigen, wie wichtig sie einem sind! Denn "... with every year passing they mean more than gold ..." (aus dem Lied "Never alone" von Jim Brickman).

Aus der "Short Story" ist jetzt doch eine etwas längere, aber hoffentlich kurzweilige geworden. Ich denke, ich werde meinen Freunden gleich heute Abend mal sagen, wie wichtig sie mir sind :o)

PS: Leider habe ich hier in Hamburg (noch) nicht so viele Fotos. Die muss ich nachreichen, wenn ich im Juni wieder zuhause bei meinen Eltern war.

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