Short Stories | No. 3 // Leidenschaft

Mittwoch, 28. Mai 2014

Ich hab‘ das Wort gegoogelt, weil ich eine ganz tolle Definition finden wollte, die ich hier zum Besten geben kann. Für das Wort „Leidenschaft“ wirft die Suchmaschine in gerade mal 0,24 Sekunden „ungefähr 7.280.000 Ergebnisse“ aus. In einem Sekundenbruchteil findet google alles, was es zum Thema „Leidenschaft“ im Internet gibt oder zumindest jede Seite, auf der das Wort in irgendeiner Weise vorkommt - ab diesem Zeitpunkt also auch mein Blog.

Die ersten Links, die gezeigt werden sind die zu wikipedia, zum Duden und zu einer Zitatesammlung. In letzterer finden sich Aussprüche wie “Die Musik ist die Sprache der Leidenschaft.“ (Richard Wagner), „Durch die Leidenschaften lebt der Mensch, durch die Vernunft existiert er bloß.“ (Nicholas Chamfort), “Große Leidenschaften sind wie Naturkräfte. Ob sie nutzen oder schaden, hängt nur von der Richtung ab, die sie nehmen.“ (Ludwig Börne) oder “Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ (Albert Einstein).

In der google-Bildersuche wiederum finden sich fast ausschließlich fotografierte Liebesszenen, zwischendurch ganz vereinzelt aber auch Fotos, die von Freiheit und simpler Freude zeugen: lachend und ausgelassen am Strand über große Steine springen, erschöpft aber glücklich von einem der höchsten Gipfel herab ins Tal schauen oder temperamentvoll einen feurigen Tango tanzen.

Und klar veröffentlichen sowohl der Duden als auch wikipedia Definitionen zum Begriff „Leidenschaft“, aber kann so etwas Emotionales überhaupt definiert werden? Ich finde es extrem schwierig, denn ist es nicht gerade das Schöne an den Leidenschaften, dass sie für jeden irgendwie etwas anderes bedeuten und dass sie sehr stark mit den eigenen Gefühlen einhergehen?

Als ich noch überlegte, was eigentlich meine Leidenschaft ist, meinte mein Freund gestern Abend beim Festhalten des Spritzbeutels witzigerweise: “Jetzt kannst du deine Backleidenschaft so richtig ausleben. Backst du wirklich so gerne?“ Ich hab‘ keine Ahnung wo ein Hobby aufhört und eine Leidenschaft anfängt oder ist man nicht bei jedem Hobby, das einem Spaß macht mit Leidenschaft dabei?

Ich backe tatsächlich sehr gerne, obwohl ich da lange noch kein Profi bin. Aber es macht Spaß immer wieder neue Rezepte und auch Techniken auszuprobieren - vor allem jetzt, wo ich endlich den nötigen Platz und auch hin und wieder Zeit dafür habe. Natürlich klappt nicht immer alles beim ersten Versuch, aber spätestens beim zweiten weiß ich dann, was ich anders machen muss. Trotz der Fehlschläge ab und an, ist backen etwas, woran ich die Lust nicht verliere. Einzig das Aufräumen währenddessen und hinterher macht mir gar keinen Spaß - ist aber auch verständlich, denke ich. Vielleicht also ist backen eine meiner Leidenschaften - besonders auch an Weihnachten mit Mama und Oma.



 
Eine andere Leidenschaft - und das kann ich mit Bestimmtheit sagen - sind Bücher. Davon habe ich viel zu viele, was natürlich nicht meine Meinung ist, aber die vieler anderer. Ich liebe Bücher und lese leidenschaftlich gern. Manchmal zwar mehr und manchmal weniger, aber gemacht habe ich es schon immer. In unsere Wohnung passen meine Bücher nur leider nicht mal ansatzweise alle rein, weshalb ich viele davon bei meinen Eltern lagere. Mit einem ebook-Reader kann ich mich überhaupt nicht anfreunden, ich brauche einfach ein richtiges Buch in der Hand, bei dem ich die Seiten analog umblättern kann.



 
Was ich noch sehr gerne mache und was man eventuell auch als Leidenschaft bezeichnen kann, ist singen. Das ist ein ganz eindeutiger Stimmungsindikator :o) Meine Mama ist nach einer langen Gesangsdurststrecke nämlich immer ganz erleichtert, denn dann weiß sie, dass es mir wieder gut geht. Wenn ich viel Stress habe oder mich andere Dinge beschäftigen, dann hört man nichts. Mit 6 Jahren oder auch ein bisschen früher hab‘ ich das erste Mal im Chor gesungen, was mich insgesamt etwa 13 Jahre begleitet hat. Zwischendurch hatte ich auch 3 Jahre Gesangsunterricht. Mit Beginn meines Studiums habe ich damals damit aufgehört und seitdem leider nicht wieder angefangen - sollte ich aber wieder tun!



 
Falls man das als Leidenschaft bezeichnen kann, würde ich auch meine Tiere dazu zählen. Von 1990 bis 2012 hatten wir Katzen und ja, es waren immer die gleichen - meine zwei ältesten waren also tatsächlich je fast 21 Jahre alt. Ich hätte wohl alles für sie getan und sie fehlen mir sehr. Zum einen werde ich die fünf Racker nie ersetzen können - und das will ich auch nicht - zum anderen ist mein Freund aber auch ziemlich allergisch gegen Katzenfell. Von daher befürchte ich, dass ich wahrscheinlich nie mehr Katzen haben kann, was mich schon irgendwie traurig macht. Mitte Juni holen wir aber erstmal das Streifenhörnchen meines Cousins zu uns - auch ein süßes Tierchen und ein guter Kompromiss, zumindest für den Moment …



 
Zwei Leidenschaften, die man gut miteinander kombinieren kann, sind wandern und fotografieren. Auch hier gibt es noch deutliche Defizite (beim Wandern tut mir häufig das Knie weh und die Ausdauer lässt sehr zu wünschen übrig, beim Fotografieren fehlen mir noch viel Wissen und die nötige Übung) und trotzdem macht mir beides große Freude.



 
Wenn ich so darüber nachdenke und in meinem Kopf nach Dingen krame, für die ich mich begeistern kann, finde ich doch eine Menge mehr, als ich dachte. Wenn Begeisterung ein Richtwert für Leidenschaften ist, dann habe ich doch mehr als ich dachte.

Mir macht Selbermachen Spaß, obwohl mir nicht immer was einfällt. Mir macht Nähen Spaß, obwohl ich es überhaupt nicht kann. Mir macht das Stöbern in (DIY-)Zeitschriften Spaß, obwohl ich oft nicht über das Staunen hinaus komme. Mir macht es Spaß, verschiedene Kreativtechniken auszuprobieren, obwohl da ganz viele lustige Pannen entstehen können und ich die meisten doch noch kurzer Zeit wieder aus meinem Repertoire streiche. Mir macht es Spaß zu skizzieren, obwohl ich darin niemals so gut werde, wie all die anderen Künstler, deren Zeichnungen mich so beeindrucken. Mir macht es Spaß Hörspielkassetten von Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg zu hören, obwohl der ein oder andere der Meinung ist, dass ich dafür schon viel zu alt bin. Mir macht es Spaß mit Partner zu tanzen, obwohl ich es früher nur bis Silber geschafft und seither nicht wieder neu damit angefangen habe. Mir macht es Spaß Sprachen zu lernen, obwohl ich es schon früher gehasst habe, Vokabeln zu lernen.

Ich könnte diese Liste noch eine ganze Weile weiterführen. Festgestellt habe ich dabei, dass ich nicht alles, was ich tue immer lange durchhalte, aber ich mache es immer sehr gerne - für die Zeit brenne ich dafür, mache es sozusagen mit Leidenschaft. Und genauso wie es diese ganzen positiven Dinge gibt, kann ich mich natürlich auch leidenschaftlich gut ärgern ;o)

Bevor diese Short-Story nun noch viel länger wird, weil mir ständig neue Dinge einfallen, überlasse ich euch lieber mal euren eigenen Leidenschaften. Oder wenn ihr noch ein bisschen über die anderer Blogger lesen möchtet, dann schaut gerne noch bei was eigenes oder Jolijou vorbei - da gibt’s nämlich noch eine Menge leidenschaftlicher Blogbeiträge. Einen schönen Abend noch!

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